Nach Rundumschlag – Liga-Boss schießt gegen Kretzsche zurück

Das war deutlich: Füchse-Boss und Dyn-Experte Stefan Kretzschmar hatte Anfang der Woche in einem Sport1-Interview den gesamten Handball zerpflückt, um den Verbleib im olympischen Programm gefürchtet und den „Tod des Handballs“ prognostiziert.Zum Missfallen von Frank Bohmann , Chef der Daikin Handball-Bundesliga. Der sagt zum Rundumschlag Kretzschmars nun: „Das erscheint mir deutlich übers Ziel hinausgeschossen und stellt die Situation schlechter dar als sie ist.“Kretzsche hatte bei der laufenden WM leere Hallen beklagt, in Spielen ohne Gastgeber-Beteiligung.Hier Halleluja gucken: Völlig verrückt! Plötzlich klebt der WM-Ball festJede zweite WM in Handball-Entwicklungsland?
Bohmann:„Das ist nicht zu Ende gedacht“Dazu Bohmann: „Den ungenügenden Vor-Ort-Zuschauerzahlen bei vielen WM-Spielen stehen sehr gute TV-Kennzahlen nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Märkten gegenüber. Hierbei ist nicht nur die absolute Reichweite entscheidend, sondern auch, dass es zu überragenden Zuwächsen in den jungen Zielgruppen mit Marktanteilen von rund 35 Prozent in Deutschland gekommen ist. Hier liegt der Handball deutlich vor Sportarten wie Fußball, Basketball und Eishockey.“Dem Kretzsche-Vorschlag, Weltmeisterschaften alle zwei Jahre als Entwicklungshilfe zu verstehen, erteilt Bohmann eine Absage: „Jede zweite WM in einem Land auszurichten, das sich nicht oder nur gering für Handball interessiert, ist nicht zu Ende gedacht. Handball in Märkten zu entwickeln, muss über andere Maßnahmen und insbesondere über Trainerausbildung und digitale Verbreitung erfolgen.“Bohmann, der seit 2003 die HBL führt, ergänzt: „Die Daikin HBL wird in den nächsten zwei Jahren in den boomenden Sportmärkten USA, Indien, Brasilien und Australien verbreitet sein. In Mittleren Osten und Nordafrika sind wir seit letztem Jahr mit großem Erfolg verbreitet. China ist dagegen eine harte Nuss, die wir noch nicht knacken konnten. Sind solche Märkte digital erfolgreich erschlossen, kann möglicherweise über die Austragung eines großen Turniers nachgedacht werden.“Kretzschmar hatte zudem angeregt, professionelle Konsolenspiele zu entwickeln, die zur Steigerung der globalen Präsenz und Popularität beitragen könnten. Für Bohmann ein schwieriges Thema: „Ein Handballkonsolenspiel in höchster Qualität bedarf einer Investition von mindestens einer hohen zweistelligen Millionensumme.“Der Liga-Boss erklärt: „Für andere Sportarten wurden diese Investments erst gemacht, als entsprechende Konsumbereitschaft der Zielgruppen festgestellt wurde. Im Handball ist diese Zielgruppe wahrscheinlich noch nicht groß genug. Möglicherweise kann so ein Geschäftsmodell mit Risikokapitalgebern umgesetzt werden. Hierfür müssen aber auch handballseitig entsprechende Strukturen geschaffen werden.“Wählte deutliche Worte zum Status quo des Handballs: Stefan KretzschmarBesonders drastisch hatte Kretzschmar die Außendarstellung kritisiert: „Wir sehen einfach scheiße aus, müssen uns grafisch revolutionieren. Unsere Trikots sehen aus wie Litfaßsäulen, da sind 15 Sponsoren drauf. Wer kauft sich das denn für die Freizeit? Keiner! Weil es natürlich in der Freizeit am Ballermann oder sonst wo einfach scheiße aussieht.“ In diesem Punkt liegt er auf einer Linie mit Bohmann.Bohmann: „Da rennt Kretzsche bei mir offene Türen ein“Bohmann schweben Tanktops vor, wie sie vor Jahren vom dänischen Team Kopenhagen Handbold getragen wurden. „Da würde ich mich aber auf entsprechend sachkundige Designer verlassen“, stellt Bohmann klar.Lesen Sie auchDie Füchse Berlin werden bald einen Neuzugang aus Italien vermelden.Diese Aktion hat Seltenheitswert. Die Lage auf dem Wohnungsmarkt macht sie nötig.Schlusswort des Liga-Chefs zum Horrorszenario Kretzschmars: „Bezüglich der Gefahr um den olympischen Status von Handball müssen wir die Kirche auch im Dorf lassen. Bis einschließlich 2032 ist dieser erstmal gesichert. Dauerhaft muss der Handball sich dem Wettbewerb der Sportarten aber stellen, das heißt stärkere Verbreitung in den Weltmärkten, verbesserte Digitalpräsenz, wo der Weltverband einen großen Nachholbedarf hat.“Bohmann weiter: „Die Regeln müssen transparent und mediengerecht weiterentwickelt werden. Kriegen wir das in den Griff, bin ich sehr positiv gestimmt, dass der Handball mit seinem herausragenden Image und positiven Werten auch über Brisbane 2032 hinaus eine gute Rolle bei den Olympischen Spielen einnehmen wird. Dafür müssen wir aber sehr hart arbeiten.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert