Hackl überholt Deutschland – Rodel-Legende macht die Ösis stark
Georg Hackl: Die deutsche Hymne bleibt immer etwas Besonderes. Ich bin und bleibe Deutscher. Aber ich kann mich auch mit Österreich sehr gut identifizieren. Dieser alpenländische Kulturkreis ist mir durch die Nähe zu meiner Heimat sehr vertraut und sympathisch. Wenn ich die österreichische Hymne höre, löst es eine sportliche Freude und Stolz auf das Erreichte aus. Es gibt ja auch noch einige heimliche Hymnen wie „I am from Austria“ von Rainhard Fendrich oder „Dem Land Tirol die Treue“. Dann singen alle mit.Wer feiert besser?Darin sind Rodler alle gut! Das Schöne ist, dass in unserem Sport alle eine große Familie sind. Da werden die Rivalitäten nur im Wettkampf ausgetragen. Und hinterher wird dann meistens sogar zusammen gefeiert.Als Sie 2022 nach Österreich wechselten, waren die deutschen Sportler unglücklich. Wie ist das Verhältnis heute?Am Anfang war gerade bei denen, mit denen ich am engsten zusammengearbeitet habe, eine gewisse Enttäuschung schon sehr stark spürbar. Bei Felix Loch, Anna Berreiter und den Tobis . Das habe ich, ehrlich gesagt, etwas unterschätzt, weil ich dachte: Das ist doch wie im Fußball. Da wechseln auch mal die Trainer – und zwar wesentlich schneller als bei uns. Es hat danach etwas gedauert, aber inzwischen hat sich das Verhältnis normalisiert.Lesen Sie auchPrivatjet-Wirbel um Duran: Ronaldo provoziert mit neuem Flugzeug-JubelCristiano Ronaldo hat mit Jhon Duran einen neuen Mitspieler bei Al-Nassr.Überraschende Ankündigung: Skandal-Kickerin Hope Solo gibt ComebackSie war Olympiasiegerin, Weltmeisterin und gehörte zu den besten Fußballerinnen der Welt.Wie sehen Sie Ihre Zeit als Trainer in Deutschland?Ich blicke nicht ohne Stolz auf diese tollste Zeit meines Trainer-Lebens zurück, weil unsere Trainingsgruppe „Sonnenschein“ bei drei aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen fast alle Goldmedaillen gewonnen hat – und alle Schlitten durch meine Hände gegangen sind. Aber das war ja dann letztlich auch der Grund, warum Österreich an mir interessiert war.Wie erklären Sie sich, dass Österreich immer häufiger vor Deutschland landet?Das liegt natürlich nicht alles an mir. Die Zusammenarbeit im Trainerkreis funktioniert sehr gut. Die Sportler machen gut mit und sind von der Altersstruktur genau richtig. Viele sind an oder sogar noch vor ihrem sportlichen Zenit. Eine Madeleine Egle zum Beispiel ist von den körperlichen Voraussetzungen eine begnadete Starterin – groß, relativ geringes Gewicht, gute Schnellkraft. Dazu ist sie wahnsinnig fleißig, arbeitet akribisch an ihrer Fahrtechnik.Wie viel Spaß macht es, Deutschland zu schlagen?Ich feiere jeden Sieg, ganz gleich gegen wen. Die deutschen Sportler gelten als die Stärksten, deshalb ist ein Sieg gegen sie besonders wertvoll.Wie sieht Ihre Arbeit aus?Meine Schwerpunkte sind Fahrtechnik und Schlittentechnik. Zum einen stehe ich neben der Bahn und gebe fahrerische Hinweise – per Funkgerät direkt nach den Läufen oder bei der Videoanalyse. Außerdem berate ich beim Schlittenbau. Jeden Sommer entscheiden wir in einem Expertenkreis, wie wir die Schlitten verbessern können oder neu bauen.In Deutschland bauten Sie früher die Schlitten selbst. Wie läuft es jetzt ab?Das Angenehme bei den Österreichern ist, dass die Komponenten von Firmen in der freien Wirtschaft gefertigt werden. Die müssen Geld verdienen, sind also schnell und gründlich. Ich brauche im Sommer nicht mehr in der Werkstatt zu stehen, sondern nehme nur noch Anpassungsarbeiten vor. Im Winter geht es besonders um die Laufschienen aus Stahl und wie sie geschliffen werden. Die Kufen sind wie die Reifen im Automobilsport die Schnittstelle mit dem Untergrund und so ganz entscheidend.Sind Sie nach Österreich umgezogen?Nein, ich lebe in Bischofswiesen im Berchtesgadener Land, direkt an der Grenze. Ich bin zwar regelmäßig in Innsbruck, aber nicht so oft, dass ich mir dort eine Wohnung nehmen müsste. Im Sommer mache ich viel Homeoffice, und im Winter bin ich ohnehin mit der Mannschaft an den Bahnen der Welt unterwegs.Ihr Vertrag läuft bis 2026, dann beginnt am 6. Februar Olympia in Mailand. Was kommt danach?Ich denke momentan darüber nach. Eigentlich ist es mein Wunsch, im Rodeln zu bleiben, aber ich möchte auch gern etwas weniger Aufwand haben. Ich fahre seit weit über 40 Jahren jeden Winter in der Weltgeschichte herum. Auch mal die Heimat im Winter zu genießen hätte ich mir aufgrund meines Alters langsam mal verdient, denke ich.Es geht um Olympia: Baerbock verblüfft mit neuer IdeeDonnerstag startet die WM in Whistler, Kanada. Wer gewinnt das direkte Duell?Es wird schwierig. Auf der Bahn braucht man einen starken Start. Zum Glück können das mit Madeleine Egle und Jonas Müller einige bei uns gut.Wer ist beim Material besser aufgestellt?Die Saison zeigt, dass unseres bei kalten Eisverhältnissen besser funktioniert. Daher wünsche ich mir für die WM natürlich Kälte.Vor 15 Jahren starb der Georgier Nodar Kumaritashvili nach einem Unfall in Whistler. Was hat sich seither verändert?Es führte in erster Linie zu der Erkenntnis, dass es ein „höher, schneller, weiter“ nicht mehr geben darf und alles sehr deutliche Grenzen hat.