Eder starb mit 26 – „Für Tobi wäre jetzt die beste Zeit gekommen“

Als Eisbären-Stürmer Ty Ronning nach 36 Sekunden beim Heimspiel gegen die Nürnberg Ice Tigers das 1:0 erzielte, schickte er einen Kuss zum Himmel, fuhr zur Bande, lehnte sich dort an und fing an zu weinen. Seine Gedanken galten Mitspieler Tobias Eder , der vier Tage zuvor aus dem Leben gerissen worden war. Er starb an Speiseröhrenkrebs. Durch die Arena ertönte nicht wie üblich die Eisbären-Torhymne, sondern Eders Lieblingssong „Viva la Vida“ . So hatte es sich die Mannschaft gewünscht.Ergreifender Moment: Eisbären nehmen Abschied von Tobi EderDer DEL-Rekordmeister gewann 2:1. Doch das Ergebnis war völlig unwichtig. Und es wird noch sehr lange dauern, bis bei den Eisbären wieder Normalität einkehrt und sich die Mannschaft unbeschwert über Tore freuen kann.„Die Jungs haben mit schwerem Herzen gespielt. Das Spiel war die bisher größte Herausforderung in meiner Laufbahn“, sagt Eisbären-Trainer Serge Aubin . „Wir sind eine ganz große Eisbären-Familie und haben ein Mitglied davon verloren. Gemeinsam kommen wir durch diese schwere Zeit. Der Zusammenhalt ist unglaublich groß.“Im August vergangenen Jahres klagte Eder auf einer Radtour über Schluckbeschwerden. Die Ärzte entdeckten einen bösartigen Tumor in der Speiseröhre. Die Krebstherapie schien zunächst anzuschlagen, Eder besuchte einige Eisbären-Spiele. Doch dann kam die Schocknachricht von seinem Tod.Mitspieler Blaine Byron postete bei Instagram: „Mein Herz zerbricht jedes Mal, wenn ich realisiere, dass du nicht mehr bei uns bist und dass ich dich morgen nicht mehr auf dem Eis sehen werde. Es fühlt sich nicht real an, daran zu denken, dass dir dein Leben mit so jungen Jahren weggenommen wurde. Du warst einer der besten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. Du warst immer so positiv und brachtest jeden Tag ein Lächeln auf das Eis.“Lesen Sie auchUnser Eishockey-Star trifft so gut wie nie: Draisaitl ballert Edmonton zum NHL-FavoritenDer Kölner führt in der Profiliga die Torjägerliste an. So erzielt der Stürmer seine TrefferDer Kanadier und Eder schmiedeten Pläne, dass sie eine große Party schmeißen werden, sobald der Krebs überwunden ist. Eder stellte sich vor, wie besonders sein erstes Tor sein würde, sobald er wieder auf dem Eis steht. Doch so weit kam es nicht.Die Eishockey-Welt trauert. „Für Tobi wäre jetzt die beste Zeit seiner Karriere gekommen“, sagt sein erster Profi-Trainer Axel Kammerer . „Er ist in der vergangenen Saison Deutscher Meister mit Berlin geworden, danach spielte er mit der Nationalmannschaft erstmals bei der WM, erzielte dort ein Tor. Er war am bisherigen Höhepunkt seiner Karriere.“Kammerer lernte Eder als Trainer in Bad Tölz kennen, betreute ihn 2015/16 in der Oberliga . „Der Tobi war als Jugendlicher sehr talentiert, spielte damals immer schon bei den Älteren mit, schaffte es als 17-Jähriger in die erste Mannschaft. Bei ihm hat man damals schon gemerkt, dass er ein ganz großes Talent ist“, sagt Kammerer. „Auf dem Eis war er ein frecher Hund und ein Schlitzohr, im positiven Sinne unberechenbar. Immer schon zeichnete ihn seine Torgefährlichkeit aus, er war technisch sehr gut. Tobi war ein Straßenspieler! Er hat sich etwas zugetraut.“Und er war im Team beliebt. „Im Kreis der Mannschaft war er sehr wichtig, weil er immer gut drauf war“, sagt Kammerer. „So einen wünscht man sich als Trainer! Er war kommunikativ, jeder hat ihn gemocht. Ein ganz offener Bursche! Daher verbindet die Trauer auch ganz Deutschland. Er hat überall Spuren hinterlassen.“In allen DEL-Arenen gab es am Wochenende Schweigeminuten für Eder. In Düsseldorf, wo er von 2019 bis 2023 spielte, fuhr Stürmer Brendan O’Donnell mit einem DEG-Trikot von Eder nach dem Spiel über das Eis.Auch dort flossen viele Tränen.

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